"Spezialbaukombinat" der Betrieb ist ein Konzern, mit einem "VEB" davor. Abkürzung: SBKM |
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Impressum |
VEB Spezialbaukombinat Magdeburg Kombinatsleitung |
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Kombinatsbetrieb 01 Feuerungs- und Grundbau Magdeburg |
Kombinatsbetrieb 11 Beton- und Kühlturmbau Leipzig |
Kombinatsbetrieb 12 Säureschutz Leipzig |
Feuerfeste Auskleidung von Industrieöfen u. Dampferzeugern sowie Industrieschornsteine (Magdeburg) |
Brunnenbau, Bohrpfähle, Durchörterungen, Grundwasserabsenkungen (Magdeburg) |
Abdichtungen (Magdeburg) |
Fliesenarbeiten (Magdeburg) |
Spezialbetonbau: Kühltürme, Betonschornsteine, Fernsehtürme, Großsilos; Korrosionsschutz (Leipzig) |
Säureschutzauskleidungen (Leipzig) |
SBKM | 1964 | 1984 |
Bauproduktion Beschäftigte (ohne Lehrlinge) Arbeitsproduktivität/Kopf/a Grundmittel/Kopf |
190 Mio Mark 5963 48.000 Mark 8.500 Mark |
660 Mio Mark 5820 193.000 Mark 30.500 Mark |
Bevölkerungsbedarf In der Planwirtschaft, die ja auch immer eine Mangelwirtschaft war, wurde das Warenangebot streng unterteilt in Bevölkerungs- und Industriebedarf. Wer das nicht beachtete, bekam Ärger wie der Polier Arthur Lohse 1964 auf der Baustelle Rietschen. Er kaufte über die Baukasse eine Fernsehantenne für den vom Betrieb für das Wohnlager angelieferten Fernsehapparat. Eine Antenne aus Magdeburg hätte in Rietschen nichts genutzt, da dort ein andrer Kanal emfangen wurde. Als die Baukassenabrechnung in Magdeburg dem Hauptbuchhalter vorgelegt wurde, erkannte er den Betrag (80 Mark) für die Antenne nicht an, da wir als Betrieb nicht Waren aus dem Bevölkerungsbedarf kaufen durften. Der Polier stand kurz vor dem Rentenalter und vertand die Welt nicht mehr. Wie meist in solchen Situationen, es wurde dann eine Lösung, am Rande der Legalität, gefunden. |
In
den hier erfaßten 20 Jahren SBKM hat es zahlreiche
Industriepreisreformen gegeben, die ausnahmslos Verteuerungen waren.
Die Arbeitsproduktivität hat sich in den 20 Jahren nicht
vervierfacht, die Endprodukte sind teurer geworden und sind
ursächlich für den größeren Teil dieser
Steigerung. Die Preise für den Bevölkerungsbedarf an Waren
und
Dienstleistungen sollte sich nicht erhöhen. Das wurde für den
Grundbedarf auch eingehalten, nicht aber für Neuentwicklungen oder
Importe. Mit 5.000 Mark für einen Farbfernseher wurden die 5
Pfennig für ein Brötchen oder die 15 Pfennig für eine
Straßenbahnfahrt in Magdeburg (mit Umsteigen) subventioniert. Die zwei
Preisbereiche, Industriepreise (hoch) und Preise für den Bevölkerungsbedarf (niedrig),
verursachten natürlich allerhand Unklarheiten und schufen
Manipulationsmöglichkeiten. Die Bauproduktion (BP) in obiger Tabelle entspricht etwa dem Umsatz nach heutigen Kriterien, allerdings war das vom Auftraggeber beigestellte Material als fiktive Größe in der Bauproduktion enthalten. Steuern wurden nicht erhoben, jeder volkseigene Betrieb hatte aber in seinem Staatsplan auch eine Kennziffer "Plangewinn", den er an den Staatshaushalt abzuführen hatte. Der Anteil der Produktionsarbeiter (heute: gewerbliche Arbeitnehmer) beim SBKM betrug etwa zwei Drittel. Von dem einen Drittel Angestellte hätte man getrost die Hälfte einsparen können, da wäre alles besser gelaufen. Viele Strukturen im Kombinat bremsten den ganzen Ablauf nur, anstatt ihn zu beschleunigen. Ich denke da an Abteilungen, wie Wettbewerbe, Bilanzierung, Neue Technik (nicht der gesamte Bereich), Arbeitsökonomie, WAO, Planung, Abtlg. 1 (politísche Sicherheit), Parteileitung u. a. |
Weitere Angliederungen In
dem Bestreben des Dr. Günter Mittag und Co., alle
Spezialbaukapazität der DDR (außer Wasserbau) im
Spezialbaukombinat Magdeburg zusammenzuführen, kamen Ende der
1960er und in den 1980er
Jahren noch ein Reihe, bis dahin selbständige oder woanders
angegliederte Betriebe, zum
Kombinat. Es bildete aber keiner davon einen eigenen Kombinatsbetrieb.
Am 1. Januar 1968 kam die Abtl. Keramische Öfen des VEB
Projektierung Steine und Erden Halle/Saale
mit Sitz in Leipzig zum KB 01.
Das
Rohrwerk in Leipzig-Plagwitz, Naumburger Straße, aus dem
Privatbetrieb Robert Hoppe 1972 hervorgegangen und zum Montagewerk
Leipzig gehörend, wurde am 1. Januar 1978 als Rohrwerk mit der
Strukturnummer 01-120-6 dem SBKM angegliedert.Später folgten noch 4, bis dahin selbständige Betriebe. Sie wurden in den KB 01 eingegliedert und erhielten den Status von Stützpunkten. Es waren die Stützpunkte Böhlitz-Ehrenberg (1. 1. 1980), Dresden (1. 4. 1981), Erfurt (1. 7. 1981) und Gera. Der Kombinatsbetrieb 11, Beton- und Kühlturmbau, übernahm den Korrosionsschutzbetrieb Korroplast in Leipzig. Der Kombinatsbetrieb 12, Säureschutz, bekam die frühere Privatfirma Manfred Lätsch, Kohren-Sahlis, 1972, vorher (1968) den Säurebau Byczkowski, Brandis, angegliedert. Foto: Lager des Stützpunktes Erfurt, eine frühere Mühle, mit Betriebs-Pkw "Wartburg-Kombi", 1987 |
Ministerium für Bauwesen Der Dienstherr des SBKM, als Minister, war seit 1963 bis zur Wende, Wolfgang Junker, der 1990 seinem Leben ein Ende setzte. Das Ministerium war in Stellvertreterbereiche gegliedert, z. B. Industrie- und Spezialbau, Baumaterialienindustrie, Baumechnisierung. Diese stellvertretenden Minister waren zuständig für die einschlägigen zentralgeleiteten Kombinate. Der letzte für das SBKM zuständige stellv. Minister war Dieter Haselhorst (Cousin von Margit Haselhorst, stellvertretender Hauptbuchhalter im SBK) TKO Die Abkürzung bedeutet "Technische Kontrollorganisation", Früher hieß es "Gütekontrolle", zuletzt , verbunden mit einer Ausgliederung aus den Betrieben und Kombinaten, "Staatliche Bauaufsicht". In der TKO arbeiteten meist erfahrene Fachleute, die die Qualität der ausgeführten Arbeiten kontrollierten. Sie waren aber Betriebsangehörige, was auch zu Konflickten führte , deshalb dann die Ausgliederung. ABI "Arbeiter und Bauern Inspektion" ein 1963 gegründetes Kontrollorgan, das die Einhaltung der Beschlüsse von Partei und Regierung zu kontrollieren hatte. Die oft belächelte Wortkonstruktion von der "Revolutionären Wachsamkeit" war bei der ABI zu Hause. Der Repräsentant im SBKM hieß Walter Sluka. Jahresendprämie In den 1950 und Anfang der 1960er Jahre waren die Quartalsprämien gang und gäbe. Da im Spezialbau Magdeburg die Pläne immer erfüllt wurden, konnten sich die Gehaltsempfänger über saftige Prämien, 3x im Jahr freuen. Andere Betriebe, die auch nicht schlechter arbeiteten, aber nicht die Manipulationsmöglichkeiten eines Feuerungsbaubetriebes mit Fremdmaterial hatten, gingen leer aus. So wurde sie Jahresendprämie erfunden, in Anlehnung an das 13. Monatsgehalt im Westen. Der Unterschied, die Jahresendprämie war steuerfrei, das 13. Monatsgehalt nicht. Für das Jahr 1983 wurden für das gesamte Kombinat 5,1 Millionen Mark für Jahresendprämien gezahlt. Das bedeutet im Schnitt, 850 Mark pro beschäftigten. Für die Höhe der Prämie waren mehrere Kennziffern des Betriebsergebnisses maßgebend. Gezahlt wurde aber in jedem Jahr. Bruttoproduktion, Warenproduktion, Nettoproduktion Diese planwirtschaftlichen Kennziffern wurden vom Ministerium dem Kombinat vorgegeben und das Kombinat schlüsselte die Zahlen dann auf die produzierenden Bereiche auf. Die Bruttoproduktion bedeutet, der zu einem bestimmten Zeitpunkt erreichte Fertigstellungsstand, ausgedrückt durch den abrechenbaren Rechnungsabschlag vom vereinbarten Gesamtpreis. Der Schummelei waren Tür und Tor geöffnet, da auch die Materialanteile, die vom Auftraggeber "beigestellt" wurden, also nicht kostenrelevant für den ausführenden Betrieb waren, über eine "Proformarechnung" in die BP einflossen. Wichtigste Kennziffer bei der Planerfüllung der volkseigenen Betriebe. Die Warenproduktion ist die Bruttoproduktion Minus unvollendete (nicht fertiggestellte) Produktion.Damit sollte die schnelle Fertigstellung der Baustellen stimuliert werden. Die Nettoproduktion bedeutet Bruttoproduktion Minus Material und Abschreibungen. Sie wurde immer mal zur wichtigen Kennziffer erklärt, ist es aber praktisch nie geworden. Ausweis für Arbeit und Sozialversicherung Bis Anfang der 1960er Jahre erhielt jeder Werktätige ein Arbeitsbuch und einen Sozialversicherungsausweis. Ab 1965 (im SBKM) wurden diese dann zusammengefaßt zum "Ausweis für Arbeit und Sozialversicherung". Der Datenschutz als Begriff war noch nicht erfunden, trotzdem stand darin, daß unbefugtes Offenbaren der Eintragungen strafrechtlich zur Verantwortung gezogen wird. Es waren nämlich in diesem Ausweis eingetragen: Schul- und Berufsausbildung, Qualifizierungsmaßnahmen, Auszeichnungen, Arbeitsrechtsverhältnisse mit beitragspflichtigem Verdienst, Heilbehandlungen (ambulant/stationär) mit Diagnose (Schlüssel) und Dauer der Arbeitsunfähigkeit, genehmigungspflichtige Heil- und Hilfsmittel (z. B. Brille), Anspruchsberechtigte (mitversicherte) Familienangehörige, Röntgenaufnahmen, Impfungen, Blutgruppe, Reihenuntersuchungen, Tauglichkeitsuntersuchungen. Zwar würden heutige Datenschützer die Hände über dem Kopf zusammenschlagen aber damals fanden wir das alles sehr gut, man hatte alles in einem Dokument zusammen. Es gab ja auch keinen "Arbeitsmarkt", in der DDR herrschte chronischer Arbeitskräftemangel. Wer trotz zahlreicher Arbeitsmöglichkeiten nicht arbeiten wollte, galt, verständlicherweise, als "asozial". Plan, Gegenplan, Kollektiv-schöpferischer Plan, Persönlich-schöpferischer Plan Kampfprogramm In einer Planwirtschaft, wie in der DDR, gab es zum Plan, also der staatlichen Vorgabe für den jeweiligen Betrieb, dann noch Varianten, die aber praktisch kaum etwas bewirkten. Gegenplan Ein Produktionsbereich oder ein ganzer Betrieb überarbeitete den Staatsplan mit dem Ziel, sich höhere Aufgaben zu stellen, als der Staat es vorgab. Theoretisch ist da ein Haken, da ja eine höhere Leistung auch eine Erhöhung der Zulieferungen bedurfte. Es hätten also andere Betriebe, genau abgestimmt, mitmachen müssen. In der Praxis ein Unding. Das Ganze blieb eine propagandistische Zahlenspielerei. Kollektiv-schöpferischer Plan Persönlich-schöpferischer Plan Das Ziel ist, wie beim Gegenplan höhere Ziele, als die staatliche Auflage vorsieht, jedoch sind hier kleinere Arbeitsgruppen angesprochen, bis zur Einzelperson. Kampfprogramm Das war meist das Ergebnis von Partei- oder Gewerkschaftsveranstaltungen, die ein solches Programmm verabschiedeten. Was allen diesen Aktionen gemein war, nicht eines davon entstand spontan, sondern es wurde von der Staatlichen Leitung ausgearbeitet und von den Werktätigen abgenickt. Wie sollten auch die einfachen Werktätigen den Überblick über die Planzahlen haben. Eine Sonderprämie war da oft als Hebel für die Zustimmung mit dabei. Das Ganze hatte auch immer den Charakter von Kampagnen, alle führten das Schlagwort im Mund. Nach ein paar Jahren gab es wieder eine andere Kampagne. Gegen Ende der DDR waren "Höchstleistungsschichten" im Schwange. Das war auch nur eine Schaukampagne, um die alten Herren im Politbüro in dem Glauben zu wiegen, die Arbeiterklasse der DDR reißt sich ein Bein aus, um dem Sozialismus zum Siege zu verhelfen. Wir haben und oft gefragt, weiß Honecker, was in seinem Lande los ist? Unsere Überlegung: Wenn er es wissen wollte, wüßte er es auch. Er will es aber gar nicht wissen. |
VE Kombinat oder VEB Kombinat? Die Betriebszeitung "aktuell"
Beim
Spezialbau Leipzig gab es eine Betriebszeitung. Sie hieß "Das
Fundament". Wir hatten alle noch Vorschläge für den Namen
eingereicht. Als wir dann 1961nach Magdeburg kamen,
vermißten wir eine Betriebszeitung. Aber, so hieß es,
Hermann Erdwig sei der Meinung, die Zeitung der IG Bau genüge, man
brauche keine eigene Zeitung. Aber auch ein Generaldirektor kann
Fehler korrigieren, im März 1966 erschien die erste Ausgabe
der "aktuell", die letzte dann im April 1990. Bis 1979 war sie
zweifarbig, ab 1980 dann nur noch schwarz/weiß, wie fast alle
Tageszeitungen in der DDR. Vermutlich wurden mit der Farbe auch Devisen
eingespart. Wie wahrscheinlich bei allen Betriebszeitungen in der DDR,
war der Herausgeber die Betriebsparteileitung. Für die "aktuell"
galt das bis zur Wende, ab Dezember 1989 bis zum Ende war dann das
Kombinat der Herausgeber.Das Positivum an der "aktuell" war, daß sich jeder Kollege darin zu Wort melden konnte. Es war nicht einmal erforderlich, daß man dabei laufend das sozialistische Glaubensbekenntnis herunterbeten mußte. Viele Kollegen und ich selbst haben solche Beiträge, ohne Glaubensbekenntnis, geschrieben. Diese Beiträge wurden unverändert gedruckt. Noch mehr Kollegen waren aber offenbar der Meinung, ohne ein starkes Bekenntnis zum Sozialismus geht es nicht. Das Negativum war in erster Line das immer schlechtere Papier und die Druckqualität. Man kann auf den Bilder kaum Einzelheiten erkennen. Im Internet muß man seine gewohnten Qualitätsansprüche, trotz der dort üblichen geringen Auflösung, stark zurücknehmen. Ausgewählte Bilder und Texte aus den Betriebszeitungen, siehe unter "Bildgalerie". Die Zeitung erschien 2x im Monat, hatte 8 Seiten und kostet 10 Pfennig pro Exemplar. Kinderferienlager Das
Kombinat unterhielt mehrer Kinderferienlager, so in Halberstadt,
Storkow, Greifswald, Warchau, Templin und im Austausch mit einem
tschechischen Betrieb, 40 Kinder in Kouty/ČSSR. In die Ferienlager
fuhren
jährlich in den großen Ferien um die 600 Kinder. Kosten
pro Kind etwa 300 Mark, wovon die Eltern 10 Mark (!) bezahlten,
für kinderreiche Familien war es kostenlos. Das Kombinat zahlte
die Differenz mit etwa 175.000 Mark. Eine Empfehlung in der "aktuell"
riet den Eltern, dem Kind nicht mehr als 10 Mark Taschengeld mitzugeben
und nicht etwa (wie geschehen) 50 Mark!Um das Betreuungspersonal
kümmerte sich der Betrieb, allerdings fand Erziehung in
Schule und Elternhaus noch statt und die heutigen Disziplinprobleme
waren noch unbekannt.
ETU - ETS Vorhaben
Die
Erdölkrise von 1973 (Verringerung der Erdölförderung und
Verteuerung des Rohöls auf dem Weltmarkt durch die OPEC) schlug
auch auf die DDR durch, die Ihren Ölbedarf hauptsächlich beim
"großen Bruder" deckte. Zwar, wegen der langfristigen
Lieferverträge, nicht gleich, aber dann ebenso heftig. Als Ausweg
gab es einmal drastische Einsparmaßnahmen in den Betrieben
(Spritlimit) zum anderen wurde ein gigantisches Programm der
"Energieträgerumstellung" (ETU, später ETS =
Energieträger Substitution) durchgezogen. Erdöl als
Energieträger wurde durch Braunkohle ersetzt. Das bedeutete
einerseits einen technologischen Rückschritt, da Braunkohle nun
mal unter Zurücklassung von viel Asche verbrennt , sich schlechter
dosieren läßt, nur ein Viertel des Heiwertes von Erdöl
besitzt und durch den hohen Schwefelgehalt der Braunkohle (bis zu 4%)
die Umwelt belastet. Den Wassergehalt der Rohbraunkohle von bis zu 50%
muß man auch erste einmal loswerden. Wo ein kleiner, automatisch
laufender Öl- oder Gaskessel genügt hätte, wurden Kessel
mit Rostfeuerung in ansehnlichen Kesselhäusern betrieben. Rund um
die Uhr waren auch noch Kesselwärter bzw. Heizer erforderlich.
Moderne Öl- und Gasfeuerstätten wurden stillgelegt oder, wo
es möglich war, umgebaut. Auch die marktwirtschaftlich arbeitenden
Volkswirtschaften hatten durch die Erdölkrise mit Problemen, wie
z. B. der Rezession zu kämpfen. Hier blieb es aber den einzelnen
Firmen überlassen, wie man mit der neuen Situation fertig wurde. In der DDR wurde es den Betrieben vorgeschrieben.
Das ganze ETU/ETS Programm band dringend anderweitig gebrauchte Kapazitäten und trug dazu bei, die DDR-Wirtschaft, gegenüber dem Westen, noch uneffektiver zu machen. Der hohe Schwefeldioxydgehalt in der Luft war in Ballungsgebieten zu riechen und zu schmecken. Als Positivum (meine unbewiesene Vermutung) trug das SO2 zur Desinfektion bei. Es wurden Pflanzenkrankheiten verhindert. Beipielsweise trat die Braun- und Krautfäule bei Tomaten vor der Wende kaum auf. Nach der Wende, sind Schutzdächer erforderlich, wenn man gesunde Tomaten ernten möchte. Eine Vielzahl von kleineren Dampfkesseln (Leistung: 3 - 6,5 t Dampf/Stunde) wurden installiert. Da den Stahlteil Kesselbau Köthen lieferte, wurden sie "Köthen-Kessel" genannt. Die Ausmauerungskapazität reichte hinten und vorne nicht. Es wurden Hochbaumaurer herangezogen, die von einem "Chefmonteur", das war ein erfahrener Feuerungsmaurer vom SBKM, angeleitet wurden. Bild: Rost, Rostwange und oben die Siederohre eines Köthenkessels (Foto von 2005)
Betrieblicher Wohnungsbau
Die DDR hatte während ihres gesamten Bestehens mit Wohnungsnot zu kämpfen. Am Anfang waren Krieg und die zerbombte Städte die Ursache. Als der Wiederaufbau begann, wurden sehr großzügige, komfortable Wohnungen ("Für die Werktätigen ist das Beste gerade gut genug") errichtet. Man merkte aber schnell, daß dabei zu wenig Wohnungen fertig wurden. So wurden die Wohnungen kleiner und mit weniger Komfort gebaut. Erst bildete die Großblockbauweise in den 1950er Jahren, später der Plattenbau mit geschoßhohen Platten die Voraussetzung für mehr Wohnungen. Durch die Konzentration auf Neubauwohnungen wurden die Altbauwohnungen vernachlässigt. Die Baukapazität reichte auch einfach nicht, um auch die Altbauten zu erhalten. Man hatte ausgerechnet, daß gegen Ende der DDR bald genau so viele Altbauwohnungen verfielen, wie neue gebaut wurden. Man brauchte bloß mal in die Nebenstraßen der Städte zu gehen, da sah jeder, was los war. Mit kaputten Dächern fing es an. Erst wurden noch Wannen und Schüsseln auf dem Boden (Speicher) plaziert bis auch das nicht mehr half, wurden dann erst die oberen Wohnungen, später das ganze Haus unbewohnbar. Ein wesentliches Kriterium, vor allem für Absolventen von Hoch- und Fachschulen bei der Wahl der Arbeitsstelle, waren die Aussichten auf eine eigene Wohnung. Wichtige Vorhaben der Volkswirtschaft, wie z. B. neue Kraftwerke oder Chemiebetriebe verfügten über ein Kontigent an Neubauwohnungen, womit Arbeitskräfte angelockt wurden. Die Betriebe, die nicht in dem Maße bedacht wurden, ließen durch ihre betriebseigenen Handwerker , mit den Wohnungsanwärtern als Hilfkräfte, sogenannte "Ausbauwohnungen" wieder instandsetzen. Diese Ausbauwohnungen waren solche, die wegen mangelnder Instandhaltung nicht mehr bewohnbar waren. Meist mußt dann am ganzen Haus, vor allem das Dach, repariert werden. Baubetriebe, wie unser SBKM bekamen, neben Ausbauwohnungen, größere Aufgaben, so wurden Baulücken geschlossen, was für reine Wohnungsbaubetriebe unrentabel war. Foto oben: Lückenbau Annastraße 1978; Foto rechts: Ausbauhaus Stendaler Str 1978; Foto links unten: Wohnungsübergabe 1983 ( Fotos: Strutz) |
Rationalisierungsmittelbau (Ratiomittel) Wie schon weiter oben kurz angedeutet, waren diese Abteilungen in Betrieben und Kombinaten durch die Mittagsche gnadenlose Konzentration in der DDR-Wirtschaft erforderlich geworden. Viele kleine Betriebe wurden großen Betrieben angegliedert und ihnen deren Produktionsprofil aufgedrückt. Für die Volkswirtschaft hatte das zur Folge, daß auf einmal bestimmte Erzeugnisse nicht mehr hergestellt wurden. Die Planwirtschaft, in der ja alles vorausgedacht wird, hatte versagt. Importieren kam auch kaum infrage, da innerhalb des RGW (Ostblock) wenig zu holen war und für den Westen brauchte man Devisen. Also war der Ausweg des Betriebes oder Kombinates: Selbst herstellen. So entstand die Situation, daß ein Baukombinat Maschinenbauer, Elektroniker usw. beschäftigen mußte, um seine Produktion aufrecht erhalten zu können. Daß dabei nicht nur zweitklassige Erzeugnisse entstanden, sollte an dieser Stelle auch erwähnt werden. Konsumgüterproduktion Dafür lagen die gleichen wirtschaftlichen Fehlentwicklungen zu Grunde, wie beim vorgenannten Ratiomittelbau: Durch extreme Konzentration fehlten auf einmal bestimmte Waren in den Schaufenstern. Hinzu kam, daß es in der DDR ein Mißverhältnis zwischen Warenangebot und Kaufkraft gab, letztere war zu hoch bzw. ersteres zu niedrig. So wurden Betriebe und Kombinate, die überwiegend für die Industrie arbeiteten "verdonnert", Konsumgüter (= Waren für den Bevölkerungsbedarf) herzustellen. So auch das SBKM. Natürlich mußte es schon mit den Möglichkeiten des Betriebes abgestimmt sein. Da gab es auch nicht detailliert staatliche Vorgaben, sondern nur die zu bringende Summe. Was hergestellt wurde, konnte der Betrieb weitestgehend selbst bestimmen. Im SBKM waren es Brunnen für Kleingärtner, Möbelstücke aus der Zimmerei, Schwimmbadauskleidungen und Dacheindeckungen für Gartenlauben, Töpferöfen und Töpferwaren. Zum Töpferofen, siehe gesonderten Bericht unter "Bildgalerie". Das nebenstehende Foto zeigt ein Konsumgut, den SBKM-Töpferofen mit fertig gebranntem Besatz (Foto Schulz). |
Werbung und Öffentlichkeitsarbeit
Auch
Werbung und Öffentlichkeitsarbeit waren in der Planwirtschaft
keine Fremdwörter. Freilich war Werbung im Inland eigentlich nicht
nötig. Kaum ein Betrieb oder Kombinat hatte Schwierigkeiten, seine
Erzeugnisse an den Mann zu bringen. Die Werbung war für Messen
gedacht, man wollte da westlichen Firmen nicht nachstehen. Aber auch
Mitarbeiter der Abteilung Außenwirtschaft bekamen die kleinen
Geschenke mit auf ihren Verkaufsreisen.
Die
Ausgaben dafür hielten sich in Grenzen und beispielsweise
Geschenke im Wert von 1000 DM (Sportrad), wie ich es nach der Wende im
Westen bei einem wichtigen Kunden erlebt habe, wären in der DDR
undenkbar gewesen. Kartenspiel oder Bierglas haben niemanden
korumpiert. Es gab auch solche Werbeartikel, die an
Betriebjubiläen den Mitarbeitern überreicht wurden.
Die Öffentlichkeitsarbeit des SBKM (bei anderen Betrieben und Kombinaten war es nicht anders) diente vor allem der Gewinnung von Arbeitskräften und dem Berufsnachwuchs. Hier kam die sogenannte "Patenschaftsarbeit", also die Verbindung von Bereichen, bzw. Brigaden mit der Schule durch Patenschaft über eine Schulklasse dem Betrieb zu gute. Alle Schüler in der DDR besuchten ja eine Oberschule, entweder die Zehnklassige Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule oder die Erweiterte Oberschule, die nach 12 Klassen mit dem Abitur endete. Das Abitur konnte auch zusammen mit einer Facharbeiterausbildung erworben werden. Diese Ausbildungsplätze waren begehrt und nicht so zahlreich. Auf die erweiterte Oberschule kam ja nur, wer entsprechende Leistungen aufwies, aber auch den gesellschaftspolitischen Anforderungen entsprach. Der Bewerber sollte sich möglichst durch gesellschaftliche Aktivitäten hervorgetan haben. Der Berufswunsch mußte auch mit den gesellschaftlichen Erfordernissen übereinstimmen. So fehlten immer Bewerber mit dem späteren Berufswunsch "Offizier" oder "Lehrer". Die Klassenlehrer hatten da schon immer die Bewerber entsprechend zu beeinflussen, wie es verbrämt hieß die persönlichen Wünsche und gesellschaftlichen Erfordernisse in Übereinstimmung zu bringen. Die nebenstehende Zusammenstellung von 1988 war Bestandteil eines SBKM-Faltblattes (neudeutsch: Flayer) das an Schulabgänger verteilt wurde. So hatten auch "Schulabbrecher", die nach der 8. Klasse abgingen, eine berufliche Zukunft. Erstaunlich, daß Mädchen auch Brunnenbauer werden konnten. Vielleicht war das schon eine Vorwegnahme von "Gender Mainstreaming"? Heute wäre natürlich die Berufsbezeichnung "Brunnenbauerin" korrekt. Die Abteilung Berufsbildung im Magdeburger Lorenzweg rührte da schon fleißig die Werbetrommel. Die Zeiten, als die Spezialbaubetriebe ihren Nachwuchs aus den anderen Baubetrieben abwarben, war vorbei. Früher ging ein Hochbaumaurer mit der Lohngruppe 5 zum Spezialbau, machte ein Jahr Umschulung in einer Brigade auf Baustellen, und war nach einem Jahr z. B. Feuerungsmauer mit der Lohngruppe 6. So war es bis Mitte der 1960er Jahre. |
K+S-Fonds (Kultur- und Sozialfonds) Der K+S Fonds war lt. Arbeitsgesetzbuch der DDR (AGB) ein in Betrieben und Kombinaten zu bildender, zweckgebundener Fonds, dessen Mittel zur Förderung kultureller und sportlicher Aktivitäten im Betrieb sowie zur sozialen Betreuung der Werktätigen zu verwenden waren. Die Verwendung der Mittel wurde im einzelnen im Betriebskollektivvertrag (BKV) zwischen Betriebsleitung und der Betriebsgewerkschaftleitung (BGL) vereinbart. Mit dem Geld wurden u. a. finanziert oder bezuschußt: Arbeiterversorgung, Kulturgruppen, gesundheitliche und Kinderbetreuung, Feienheime, Weiterbildung und Wohnungsbau BKV (Betriebskollektivvertrag) Alljährlich zwischen der Betriebsleitung (=Staatliche Leitung) und der BGL (Betriebsgewerkschaftsleitung), als Vertreterin der Werktätigen, abgeschlossener Vertrag zur Festlegung der Aktivitäten bei der Erfüllung der Planauflagen und bei der Gestaltung derArbeits- und Lebensbedingungen im Betrieb. Tarifliche Festlegungen waren nicht Gegnstand des BKV, höchsten des (Branchen-) Rahmenkollektivvertrages. Lohnpolitische Festlegungen waren in den Staatlichen Plänen enthalten, so daß auch in den RKV kaum dazu etwas stand. AGB (Arbeitsgesetzbuch) Das AGB von 1977 ersetzte das GBA (Gesetzbuch der Arbeit) von 1961 und regelte rechtlich das Arbeitsleben in den Betrieben der DDR. Die Rolleder Gewerkschaften, Mitbestimmung, soziale Belange waren sein Inhalt. Dabei ist immer zu berücksichtigen, daß alle Beteiligten am Arbeitsleben verpflichtet wurden mit Hilfe des Sozialistischen Wettbewerbes die Pläne zu erfüllen. Das stand auch so im AGB. Die Gewerkschaften waren der "Motor" des Sozialistischen Wettbewerbes. |
Betriebsarzt In vielen DDR-Betrieben gab es Betriebsärzte, wobei es von der Größe und Art der Produktion abhing, ob ein Arzt ständig dort war, oder nur Sprechstunden abhielt. Im SBKM gab es eine Betriebsschwester, die ständig da war und eine Betriebsärztin oder -arzt, die Sprechstunden abhielten. Wir erinnern uns noch an die Betriebsärztin, Dr. Wiedmann, der dann Dr. Dauster folgte. Sie hielten Sprechtunden, auch in den Außenstellen, Wuhne, Nachtweide und Lorenzweg, ab und auch noch in anderen Betrieben. Dagegen gab es in allen 4 Standorten je eine ständig anwesende Krankenschwester. Der Besuch der Sprechstunden erfolgte während der Arbeitszeit. Der Ausfall war nachzuarbeiten, was in einem Montagebetrieb, ja nach Vorgesetztem, mehr oder weniger streng beachtet wurde. Foto: Schwester Sigrid mißt den Blutdruck (Foto: Strutz) Pausenversorgung In der DDR gab es die Forderung, daß jedem Werktätige zu Mittag eine warme Malzeit angeboten werden soll. In stationären Betrieben war das auch, oft in vorbildlicher Weise, garantiert. Manche Betriebsküchen konnten mit einem besseren Hotel konkurieren. Wenn unsere Montagekräfte in so einem Betrieb arbeiteten, nahmen sie an der Pausenvbersorgung teil. Sie zahlten den gleichen, gestützten, Preis wie die Betriebsangehörigen, meist 80 Pfg bis 1 Mark. Der Zuschuß, den der Betrieb aus dem K+S-Fonds für die eigenen Kollegen beisteuerte, wurde im Falle von Fremdarbeitskräften an deren Betrieb weiterberechnet, meist so zwischen 2 und 3 Mark pro Portion. Schwieriger hatten es kleinere Betriebe, eine eigene Küche zu betreiben. Sie versuchten, das Essen von einer Großküche angeliefert zu bekommen. So wurden auch die Standorte des SBKM in Magdeburg mit Essen beliefert, die Zentrale zeitweise sogar vom Interhotel "International" in Magdeburg. Die Küchenbetreiber hatten es schwer, Arbeitskräfte für ihre Küchen zu bekommen. So ist die Arbeit in der Küche ja keine leichte Arbeit und die Bezahlung war auch nicht gerade üppig. Die Außenstelle Projektierungsbüro Keramische Öfen in Leipzig, die beim BEHA Aufzugsbau in Leipzig-Mockau mit am Betriebsessen teilnahmen, mußte schon ab und zu mal mit einer Arbeitskraft aushelfen. Ich war auch schon mal einen halben Tag Kraut schneiden, für den Krauteintopf. Sozialistische Brigade In der DDR wurden die Arbeitsgruppen "Brigaden" genannt, der Vorarbeiter war der "Brigadier". Das war natürlich, wie vieles, aus der Sowjetunion übernommen. Der wesentliche Unterschied zur westlichen Arbeitsgruppe bestand darin, daß die Brigaden zusammen blieben. Auf die Bauindustrie bezogen hieß das, die Brigade ging geschlossen auf die neue Baustelle. Es gab Brigaden mit 3 bis 4 Mitgliedern und solche von 20. Der Brigadier war im Idealfalle ein erfahrener, integerer Facharbeiter, den alle respektierten und desse Wort galt. Auch bei persönlichen Problemen von Brigademitgliedern half er mit Rat und Tat. Eine "Sozialistische Brigade" oder korrekt "Brigade der Sozialistischen Arbeit" war auch eine normale Brigade, die aber eben um diesen vorgenannten Titel "kämpfte". Die Brigade tat meist ihre Arbeit nicht besser und nicht schlechter, als vorher auch. Die meiste Arbeit hatte der zuständige Vorgesetzte, in der DDR "Leiter" genannt. Er mußte z. B. die Planzahlen auf die Brigade aufschlüsseln und dann entsprechend darauf achten, daß diese Zahlen auch erreicht wurden (der spitze Bleistift half da mit). Dazu kam, daß die Brigade ein Brigadetagebuch führen mußte (bei Montagebrigaden machte das oft der Bauleiter). Brigaden im Büro schlossen dann auch mal einen Patenschaftsvertrag mit einer Schulklasse ab. Da war auch der Hintergedanke, daß man Schüler nach dem Schulabschluß für eine Berufsausbildung im Betrieb werben konnte. Brigadefeiern und Brigadeausflüge wurden als Pluspunkte abgerechnet. Wenn ein Brigademitglied Schöffe oder Abgeordneter war, galt das als gesellschaftliche Arbeit und ergab auch Pluspunkte. In der Verwaltung wurde die Bezeichnung "Brigade" auch durch "Kollektiv" ersetzt. Der "Titelkampf" mündete am Jahresende in eine Verteidigung wenn der Titel im Vorjahr schon erworben wurde oder eine Erstverteidigung wenn der Titel erstmalig erworben werden sollte. Bei erfolgreicher Verteidigung, das war so gut wie sicher, da alle Beteiligten das wollten, erhielt jedes Brigademitglied eine Urkunde, wie abgebildet und einen Geldbetrag (30 - 50 Mark). Eigentlich war das Ganze nur Zeitverschwendung und brachte kaum etwas. Der Leiter der Brigade und der Vertrauensmann fuhren nach Magdeburg (das Projektierungsbüro war ja in Leipzig) und dort war die Sache in einer Stunde erledigt. Da Reisen fast ausnahmslos mit der Bahn erfolgten, war ein Arbeitstag für 2 Spezialisten verloren. Die Arbeitszeit betrug damals 8,75 Stunden pro Tag (43,75 Stunden pro Woche). Mit der Einführung der 5-Tage Arbeitswoche, am 28. August 1967, wurde gleichzeitig der 8-Stundentag abgeschafft, ebenso die Feiertage Ostermontag, 8. Mai - Tag der Befreiung, Reformationstag und Buß- und Bettag. |
Kampfgruppe im SBKM Die Kampfgruppen der Arbeiterklasse, früher Betriebskampfgruppen wurden im Juli 1953 gegründet. Noch zu Bau-Union Zeiten wurden die Voraussetzungen fürt die Bildung der Betriebskampfgruppe im Spezialbau Magdeburg geschaffen. Die Chronik nennt die Genossen Fritz Neitz, Willy Fritsche, Josef Köhler und Helmut Schröder als Gründer. Der Erstgenannte war auch der erste Kommandeur. Wie überall in der DDR, waren die Mitglieder der Kampfgruppe hauptsächlich Genossen, also SED-Mitglieder. Da die Ausbildung und die Übungen überwiegend außerhalb der Arbeitszeit stattfanden, mußten die Genossen Kämpfer manches Wochenende opfern. Der materielle Anreiz war ein späterer Rentenzuschlag von 100 Mark. Die Waffen der Kampfgruppen wurden nicht in den Betrieben gelagert, sondern bei der Deutschen Volkspolizei. Die Hundertschaft im SBKM war etwa 50 Mann stark. Genossen auf Montagebaustellen wurden nicht genötigt, Mitglieder der Kampfgruppe zu werden. Am 6. 12. 1989 wurden die Kampfgruppen der Arbeiterklasse entwaffnet und anschließend aufgelöst. Auf dem nebenstehenden Foto von 1977 findet im Kulturraum "7. Oktober" (Speisesaal) in der Magdeburger Zentrale eine Schulung der Kampfgruppe durch einen NVA-Angehörigen statt. Im Präsidium v. l. verdeckt Eberhard Ilgner, Rolf Löwe, Bruno Daebler, ein NVA-Mann und Kurt Kleemann. Möglich ist auch, daß es sich um eine Schulung der Angehörigen der Zivilverteidigung handelt. Die Losung oben lautet vollständig: 60 Jahre Roter Oktober beweisen, Wer mit dem Lande Lenins geht, gehört zu den Siegern der Geschichte! |
Arbeitsunfälle in der DDR Arbeitsunfälle und gleichbehandelte Wegeunfälle waren der zuständigen Arbeitsschutzinspektion, die dem FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) unterstellt war, zu melden, wenn der Arbeitsausfall mindestens 3 Tage beträgt. Dafür gab es ein (gelbes) Unfallmeldeformular, das vom Verantwortlichen, bei dem der Unfall passierte, auszufüllen war. Bei einem Arbeitsunfall bekam man für die Zeit der Krankschreibung 100% Lohnausgleich. Bei einer Erkrankung waren es nur 90%. Der Lohnausgleich wurde von der einheitlichen Sozialversicherung, die auch dem FDGB unterstellt war, gezahlt. Zu der Arbeitsschutzinspektion im FDGB gab es noch betriebliche Inspektionen für Arbeitsschutz und Technische Sicherheit deren hauptamtliche Inspektoren die Einhaltung der Arbeitschutzvorschriften (erst UVV-Unfallverhütungsvorschriften, Später ASAO-Arbeitsschutzanordnungen) in den Arbeitsstätten bzw. Baustellen kontrollierten. Der Arbeits-, Gesundheits- und Brandschutz, wie es zuletzt umfassend hieß, wurde in der DDR mit beträchtlichem personellen Aufwand betrieben. Dadurch wurden sicher auch Unfälle vermieden. Zu einer "Standard"-Verpflichtung im Sozialistischen Wettbewerb gehörte das unfallfreie Arbeiten. Dabei war es opportun, in die Verpflichtung zu schreiben, daß man nach der Bassow-Methode (Juri Bassow, sowj. Neuerer) arbeite. Die wenigsten wußten, was die Methode genau besagte. Vereinfacht war es die Ordnung am Arbeitsplatz. Der Volksmund sprach deshalb von der "Paß-uff Methode". |
1956 Schamottewerk Thonberg, Spezialbau Leipzig
Es war der Neubau eines Kammerofens zum Brennen von Schamottematerial. Ein Konstruktionsfehler kostete einem Feuerungsmaurer (Brigadier Landmann) das Leben und 3 weitere Kollegen ( Walter Haase, Rudolf Röhlig und Heinz Schickedanz) wurden z. T. schwer verletzt. Die Grundregel, daß ein Halbkreisgewölbe bis zum Drittelpunkt zu hintermauern ist, wurde mißachtet. Das Gewölbe war fertiggestellt, ausgeschalt und die genannten Kollegen wollten die Qualität begutachten, befanden sich darunter, da stürzte es ein. ~1962 Stahlwerk Zeithain, Säureschutz 1967 Ziegelwerk Caaschwitz, SBKM, KB 01 Per Waggon angelieferte Tunnelofenwagenuntergestelle, die hochkant im Waggon standen wurden mit Kran, Wagen für Wagen entladen. Die verbleibenden im Waggon wurden nicht gesichert. Das Umkippen der schweren Wagen kostete dem Schlosser vom Keramischen Ofenbau, Alfons Lange, das Leben. | 1967 Karl-Marx-Stadt, SBKM, KB 01 1968 Niederschmiedeberg, Spezialbaukombinat, KB 01 Der schwerste Unfall in der Geschichte des Spezialbaukombinates. Vier junge Schornsteinmaurer stürzten mit einem Innengerüst ab. Das Futtermauerwerk, auf dem das Innengerüst auflag, war mit gefrorenen Steinen gemauert, der Mörtel band nicht ab und das Mauerwerk rutschte mit dem Gerüst zusammen. Alle 4 Schornsteinmaurer starben. 1968 Ungarn, Spezialbaukombinat, KB 01 Ein ungarischer Schlosser stürzte mit einem schweren Ausrüstungsteil von einer Bühne, weil Gitterroste nicht gegen Verschieben gesichert waren. Er starb noch am Unfallort. ~1983 Stahlbau Plauen, Spezialbaukombinat, KB Säureschutz |
Dr. Günter Mittag, Mitglied des Politbüros und Sekretär für Wirtschaft des ZK der SED Geboren am 8.10.1926 in Stettin/Pommern, gestorben am 18. März 1994 in Berlin. Seit 1966 Politbüro-Mitglied und ab 1976 Sekretär des ZK für Wirtschaft - bis zur Wende sorgte er für eine starre, zentralistische Planwirtschaft, im Westen als "Kommandowirtschaft" bezeichnet. Er hatte die unumstrittene Führungsrolle in der DDR-Wirtschaft inne und war der Hauptverfechter der rücksichtslosen Kombinatsbildung. Seine schwere Diabetis (Amputation beider Unterschenkel) ersparten ihm ein Gerichtsverfahren. In einem Buch "Um jeden Preis" und in einem Spiegel-Interwiev, beides 1991, versuchte er sich zu rechtfertigen und die Misere der DDR-Wirtschaft anderen anzulasten. Ein undokmatischer, experimentierfreudiger Wirtschaftsfachmann , an seiner Stelle, und den Ostblock wie die DDR gäbe es vielleicht immer noch? Betriebsparteiorganisation Jeder größere Betrieb, jedes Kombinat in der DDR hatte einen hauptamtlichen Parteisekretär, oft noch mit Sekretärin. Er war der Vertreter der "Führenden Macht" in der DDR, der SED, der "Partei der Arbeiterklasse", der "revolutionären Vorhut der Arbeiterklasse" usw. Es gab darunter starke Persönlichkeiten, die das Betriebgeschehen dominierten. Das war aber die Ausnahme! Meist war der Betriebsdirektor, auch "Staatlicher Leiter" genannt, dem Parteisekretär haushoch überlegen, vor allem durch die fachliche Kompetenz. Bei allen wichtigen Veranstaltungen, Entscheidungen und Besuchen war der Parteisekretär dabei. Seine Aufgabe war, darüber zu wachen, daß die staatliche Leitung die Politik der SED einhielt bzw. durchsetzte. Da ja die höheren staatlichen Leiter im Betrieb meist auch Genossen waren (nicht immer und nicht alle!), traten Konflikte kaum auf. Die Parteisekretäre waren eigentlich nicht notwendig, das System hätte auch ohne sie nicht besser und nicht schlechter funktioniert. |
Seminare der Generaldirektoren mit Dr. Günter Mittag Zweimal im Jahr,
bis zur
Wende, gab es in Leipzig ein „Seminar des Sekretärs
für
Wirtschaft des ZK der SED“ mit den Generaldirektoren der
zentralgeleiteten Kombinate. Der
GD des SBKM gehörte natürlich zu den regelmäßigen
Teilnehmern. Ausgewählte Kombinatsdirektoren von bezirksgeleiteten
Kombinaten waren auch schon
mal dabei. Die Generaldirektoren hatten manchmal auch ihren Direktor
für
Technik oder den Parteisekretär mitzubringen. Minister und
Staatssekretäre gehörten von Fall zu Fall auch mit zum
Teilnehmerkreis. Die Termine lagen immer kurz vor
der Leipziger Messe, also jeweils im Frühjahr und im Herbst
(März und
September). Die Veranstaltung ging meist
über drei Tage. Der erste Tag gehörte Dr. Mittag für das Grundsatzreferat. An
den beiden anderen Tagen leitete meist ein Mitarbeiter des ZK der SED das Seminar. Veranstaltungsort
war am
ersten Tag die Kongresshalle am Zoo und an den beiden anderen Tage die
Ingenieurschule für Bauwesen. Die Generaldirektoren waren entweder
im Hotel Astoria
oder in der Bezirksparteischule untergebracht. Der Transport zum
Veranstaltungsort erfolgte mit Bussen. Die Seminarteilnehmer, die
sich von dieser Veranstaltung eine Unterstützung für ihre Arbeit erhofften,
wurden enttäuscht. Weder gab es Hintergrundinformationen zur DDR-Wirtschaft,
noch wollten die Seminarleiter Probleme der Generaldirektoren hören und gar bei
deren Beseitigung helfen. Grundtenor, den Dr. Mittag im Grundsatzreferat am
ersten Tag ausgab, war, die Initiativen der Werktätigen unter Führung der
Partei der Arbeiterklasse ist der große Motor der DDR-Wirtschaft. Die
staatlichen Leiter, wie die Generaldirektoren, haben diesen Prozeß zu
unterstützen. Die Generaldirektoren konnten
erst an den Abenden, wenn der offizielle Teil vorüber war, für ihre Kombinate
nützlicher Erfahrungen austauschen und ebensolche Wirtschaftsbeziehung (außerhalb des
Staatsplanes) knüpfen. Der dafür übliche, nicht offizielle Sprachgebrauch war
„Schattenwirtschaft“. Diese Schattenwirtschaft war
es überhaupt, die die DDR solange wirtschaftlich am Leben erhielt. Das System
Dr. Mittag konsequent verwirklicht, hätte der DDR schon viel früher den Garaus
gemacht. Das galt auch für Betriebsbereiche, wie z. B. für einen Bauleitungsbereich. Die Baustelle wurde nur erfolgreich abgeschlossen, weil die Bauleiter die staatlichen Vorschriften umgingen. Der natürliche Ehrgeiz eines Bauleiters, seine Baustelle erfolgreich abzuschließen, ließ ihm keine andere Wahl, als viele gültigen Vorschriften zu umgehen. Es
ist eine Tatsache, daß Dr. Günter Mittag, Mitglied der
SED-Politbüros, durch seine halsstarrige Politik, die
DDR-Wirtschaft entscheidend geschwächt hat. Seine
Rechtfertigungsversuche nach der Wende nehmen sich wie Hohn aus, vor
allem für die, die seine Reden vor der Wende noch im Ohr haben. |
Berichterstattung im Betrieb und im Staat Bei einer Berichterstattung an Vorgesetzte, ob nun mündlich oder schriftlich, ist es natürlich, daß der oder die Berichterstatter darin "gut aussehen" wollen. Das ist auch heute noch so! Nutzlos in der Sache wird es aber dann, wenn auch die Empfänger nur positive Meldungen haben wollen. Genau das war aber in der DDR, besonders in den letzten Jahren der Fall. Freidrich Wolff, einer der bekanntesten Rechtsanwälte der DDR, schreibt in seinem Buch "Ein Leben Vier Mal Deutschland" zur Berichterstattung innerhalb der SED: "Man wollte getäuscht werden und man wurde getäuscht." So war es auch im Spezialbaukombinat, kritische Berichtertattung war nicht nnr nicht erwünscht sondern inzwischen unüblich geworden. Ich hatte mal einen schriftlichen Bericht über die Arbeit mit den Jugendbrigaden abzuliefern. Jugendbrigaden waren gebildet worden, in dem Glauben, die Jugend sei ihrem Staat besonders verbunden und zeige dies durch einen positiven Tatendrang bei der Arbeit. Natürlich war das ganze nur wieder so eine Kampagne, wie viele in der DDR, die einen großen Verwaltungsaufwand brachte, der Sache aber nicht diente. Ich hatte die Fantasieberichtertattung mit erfundenen oder stark geschönten Zahlen satt und habe in dem Bericht wahrheitgemäß geschrieben, daß durch die Jugendbrigaden nichts erreicht wurde. Als der Bericht bei der Betriebsleitung eingetroffen war, rief mich mein Vorgesetzter an und meinte. "Über deinen Bericht haben wir uns amüsiert, es stimmt auch, was du geschrieben hast. Aber, so konnten wir den nicht weitergeben. Wir haben ihn neu geschrieben und dann abgeschickt." |
Ein Kühlturm
des Kernkraftwerkes Stendal, die 104 m hohen Türme des Magdeburger
Domes sind, als Größenvergleich, hineinprojiziert, die Kühlturmhöhe betrug ca. 160 m. Das KKW war zur Wende im Bau und wurde nach der Wende "rückgebaut", wie das heute so schön heißt. (Zur Verfügung gestellt: Zoltán Zsilla) |
Als den Firmenbogen dieses Logo zierte, war man noch voller Hoffnung. Es war Anfang der 1990er Jahre, Ballast war abgeworfen worden und in den neuen Bundesländern, der ehemaligen DDR, gab es viel zu tun. Die bundesdeutsche Wirtschaft hatte auch gerade Konjunktur. Die Verhandlungen mit Babcock Sonderbau in Oberhausen waren schon weit gediehen, man wollte zusammengehen. Letztlich gab die Treuhandanstalt nicht den Segen. Allein war wohl dann der immer noch große Betrieb mit Warenhaussortiment nicht zu halten und einzelne Mitarbeiter oder Mitarbeitergruppen versuchten auf eigene Faust sich in der Marktwirtschaft eine Existenz aufzubauen. Der Spezialbau wurde "abgewickelt", wie es so schön hieß. |
Mit dem nebenstehenden Briefkopf und -fuß (i. L. steht für "in Liquidation) verabschiedete sich das Spezialbaukombinat Magdeburg aus dem Wirtschaftsleben - und überhaupt von dieser Welt. Alle Nachfolgefirmen gelten juristisch nicht als Rechtsnachfolger, freilich wird mit der früheren Kombinatszugehörigkeit auch heute noch geworben. Das SBKM hat ja schließlich nicht nur sinnlose Planzahlen für Mittag & Co. produziert. Intelligente, engagierte Fachleute haben, wirtschaftlichen Schwierigkeiten zum Trotz, beachtliche Leistungen erbracht. | |
Sudenburger Wuhne 4 * 39112 Magdeburg * PF 1449 Telefon 0391/6097-0 * Telefax 0391/6097 563 Aufsichtsrat: Prof. Dr. Dr. Robert Weimar, Vorsitzender Liquidator: Rechtsanwalt Bernd Wittemöller Registergericht: Amtsgericht Magdeburg, HRB 633 |
Das SBKM war Arbeitgeber (wie das heute heißt) für ca. 6000 Menschen in drei Kombinatsbetrieben mit vielen Stützpunkten, externen Produktionsbereichen und Außenlagern. Viele, dieser 6000 haben nach dem SBKM-Ende keine Arbeit mehr bekommen und das waren nicht nur überflüssige Bürokräfte. Eine größere Zahl ist aber auch gut mit den veränderten Bedingungen zurechtgekommen und trauert dem SBKM nicht nach. |
Kombinatsbetrieb 01 Feuerungs- und Grundbau Magdeburg und Kombinatsleitung |
Kombinatsbetrieb 11 Beton- und Kühlturmbau Leipzig |
Kombinatsbetrieb 12 Säureschutz Leipzig |
Rhenus Office Systems
GmbH Märkische Allee 1 – 11 14979 Großbeeren Tel. 033701 / 338 558 Fax 033701 / 338 576 E-Mail : info.ros@de.rhenus.com Eine Vollzähligkeit der Unterlagen besteht nicht.
Aufbewahrungsfrist endet am 31. 12. 2011 |
Rhenus Office Systems
GmbH Märkische Allee 1 – 11 14979 Großbeeren Tel. 033701 / 338 558 Fax 033701 / 338 576 E-Mail : info.ros@de.rhenus.com Eine Vollzähligkeit der Unterlagen besteht nicht. |
KCH Group Berggarten 1 56427 Siershahn/Westerwald Telefon: +49 (0) 2623 6000 Durchwahl: +49 (0) 2623 600386 Herr Speier, oder +49 (0) 341 8789358 Frau Lehmann Leipzig (Stand: Juni 2010) |
F & S Feuerfestbau GmbH & Co. KG Sudenburger Wuhne 4 39112 Magdeburg (Ein Unternehmen der Burwitz.Gruppe) |
Dresdner Schornstein- und Feuerfestbau GmbH Weinböhlaer Straße 55 01127 Dresden |
Aktuell Bau GmbH Lorenzweg 71 39128 Magdeburg |
Wilfried Becker Feuerfest- und Schornsteinbau Rückertstraße 18 04157 Leipzig Telefon: 0341/9015383 http://www.spezialbau-becker.de |
Glasofenbau Leipzig GmbH Kantstraße 2 04275 Leipzig Telefon: 0341/4485117 (Ein Unternehmen der SKS-Gruppe) |
Feuerungs- & Schornsteinbau G. Schulz GmbH & Co. KG Lohweg 4 A 06632 Balgstädt |
Industrieservice Feuerfest GmbH Am Wasserturm 13 06231 Bad Dürrenberg |
Ingenieurbüro Fanger Hamburger Str. 11 39124 Magdeburg |
Bodo-Norbert Welter VDI Verein Deutscher Ingenieure Partner Ingenieurbüro Kometenweg 59 39118 Magdeburg |
F & P Baugesellschaft mbH Nachtweide 80 39124 Magdeburg |
Ingenieurbüro Prof. Dr. von Heintze Lienhardtstr. 2 39108 Magdeburg |
Leipziger Säurebau GmbH Stöhrerstraße 26 04347 Leipzig |
Didier Säurebau GmbH Niederlassung Leuna Am Haupttor 06237 Leuna |
Lätzsch GmbH Kunststoffverarbeitung IGZ Goldener Born Rathenaustraße 1 04567 Kitzscher OT Thierbach |
Ingenieuerbüro für die keramische Industrie Industrievertretungen Händelstr. 5 Telefon 0-7124 Holzhausen Leipzig. Tel. 201 2941 |
In-Be-So Büro
Inhaber: Dipl. (FH) Erich Körner Falkenstraße 10 39179 Barleben Ingenieurbüro für Industrieschornsteine, Betonsanierung, und Sonderbaustoffe Tel.: 039203 51916 URL: www.in-be-so.de |